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Buch Die Vereinigung jiddischer Polizisten Michael Chabon Rezensionen

Bergen-Belsen

Auch wenn die Juden im Werk Chabons vor der drohenden Shoa in Alaska einen Zufluchtsort gefunden haben, während entsprechende Pläne für eine Umsiedlung durch verschiedene US-Politiker nicht erfolgreich waren – die Shoa ist immer noch unbegreiflich. Statt 6 Millionen Jüdinnen und Juden sind nun 2 Millionen ermordet worden. Unfassbar jede Zahl. Die Überlebenden werden in der Figur des Vaters von Meyer Landsmann erinnert: Zitat:

„Landsmanns Vater war gerade in Sitka eingetroffen, allein, an Bord der Willwaw, frisch von einer Tour durch die Todes- und Flüchtlingslager Europas. Er war fünfundzwanzig, kahlköpfig und hatte fast keine Zähne mehr. Bei einer Körpergröße von einem Meter achtzig wog er siebenundfünfzig Kilo. Er roch komisch, redete wirr und hatte als Einziger seiner Familie überlebt. Er war unempfänglich für den sprühenden Pioniergeist im Zentrum von Sitka, für die Arbeitskolonnen junger Jüdinnen mit blauen Kopftüchern, die Negerspirituals mit Sprüchen von Lincoln und Marx auf Jiddisch sangen. Der kernige Geruch von Fisch, gefällten Bäumen und umgegrabener Erde,das Rumoren von Baggern, die Anhöhen ebneten und den Sund von Sitka füllten, das alles schien ihn nicht zu berühren. …Nichts drang in den dunklen Tunnel seiner Reise, nichts spendete ihm Licht.“

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Buch Die Vereinigung jiddischer Polizisten Michael Chabon Rezensionen

Jerusalem

Einleitung erste Phase: Alle Palästinenser aus Israel und Jerusalem raus schmeissen. Einreiseverbot für jeden Nicht-Israeli. Gründung eines eigenen Staates Palästina.

Die arabischen Brüder sollen ihre Brüder brüderlich aufnehmen. Mauern ansonsten bitte doppelt so hoch, Tunnel zuschütten. (Die Palästinenser haben doch aber auch das Recht aufgrund ihrer Herkunft…? Haben Sie, jedoch vorerst nicht! Wer Busse hochjagt, muss Strafe stehen.)

Der Punkt ist: Es darf ein Jahr keine Toten geben. Alle müssen wieder klar denken können.

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Aufmacher Buch Die Vereinigung jiddischer Polizisten Diskussion Komplette Sendung Rezensionen

Diaspora

Deshalb sitzen wir ja hier zu dritt im Studio B. Ein zunächst gheimnisvoller Buchtitel wird bei einer deutschsprachigen Literatursendung spätestens beim dritten Wort zum Politikum: „Die Vereinigung jiddischer Polizisten“ von Michael Chabon.

Herrn Falschgold verwundert das, hält er das Werk doch für einen wunderbaren, funny und doch dunklen Kriminalroman im Kontext einer seltsamen dystopischen Welt, Irmgard Lumpini hebt jedoch gerade auf diese Dystopie ab und deren nur marginale „Verbesserung“ gegenüber der Shoa – und Hesh macht gleich den ganz großen Sprung und löst den Palästinakonflikt.

Daß das in der anschließenden Diskussion nicht ohne intensive Reibung passiert versteht sich. Einigkeit besteht lediglich in einer ausdrücklichen Leseempfehlung, in Original wie Übersetzung.