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Buch John Scalzi Redshirts Rezensionen

Nieder mit der Fremdbestimmung!

..John Scalzi kann als Typ des neuen Schriftstellers gesehen werden, der hierzulande mit der Veröffentlichung seiner Bücher immer noch die klassische Rolle des Senders inne hat; geographisch jedoch im englischsprachigen Raum, real jedoch für alle, die die englische Sprache lernen konnten – und ich sage hier bewusst nicht „der englischen Sprache mächtig sind“ – über seine Veröffentlichungen im Internet Debatten auslöst, Feedback zulässt und – dies ist vielleicht der größte Unterschied zum klassischen Schriftsteller, der über ein elitäres Sendungsbewusstsein verfügt – sein Publikum so ernst nimmt, dass er seine Positionen ergänzend erklärt…

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Bini Adamczak Buch Gestern, Morgen Rezensionen

Keine Zukunft ohne Vergangenheit.

„Die dringlichste Frage meiner Mitrezensentinnen und unserer Hörerinnen wird sein: Warum überhaupt Kommunismus? Die Antwort ist einfach: weil das kommunistische Begehren so überdeutlich formuliert, was jede wünscht: das endlich alles anders wird, besser, und zwar, dies ist das Wichtigste, für alle. DAS ist mit keinem anderen Modell zu haben. Und es ist das einzige Modell, was in unserer Hand liegt, unabhängig von einem übernatürlichen Wesen, dessen Existenz bezweifelt werden muss..“

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Buch Die Katastrophe verhindern - Manifest für ein egalitäres Europa Karl Heinz Roth Rezensionen Zissis Papadimitriou

Freiheit?

..Siebzig Jahre nach der großen Hungersnot in Griechenland, die durch die deutsche Wehrmacht entstand, die systematisch Fertigungsanlagen demontierte und die komplette Ernte von 1941 nach Deutschland sandte und dadurch bis zu 450.000 Griechen verhungern liess, sorgt die Austeritätspolitik unter Führung der Deutschen für neue Tote: nicht nur die Zahl der Selbstmorde ist enorm gestiegen. Durch den Abbau des kommunalen Gesundheitswesens ist die Zahl der Totgeburten bei gleichzeitigem Rückgang der Geburtenrate um 22% gestiegen. In Europa, 2013..

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Buch Ingrid Strobl Rezensionen Sag nie, du gehst den letzen Weg

it’s not about history, stupid. it’s about herstory.

„…Der auch heute noch vorherrschende heteronormative Dualismus wurde von vielen Feministinnen der 2. Welle nicht bekämpft, sondern sie vertraten zu einem Großteil die Annahme, dass Frauen die besseren Menschen seien mit den positiven Zuschreibungen wie z. B. der Friedfertigkeit, die ihr auch die Gesellschaft gegeben hatte. Ein Motiv der kämpfenden Frauen, die diese auch in den Interviews bestätigten, war aber auch Rache, die vom humanistischen Gesichtspunkt aus als negativ und rückwärtsgewandt bewertet wird. Damit war es auch aus Sicht der neueren Historikerinnen schwierig, dieses Motiv anzuerkennen…“ 

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Buch Music for Chameleons Rezensionen Truman Capote

Die Liebe meines Lebens (Kategorie Literatur)

„..Ich hatte noch immer gewusst, wie gut es sich anfühlt, Truman Capote zu lesen. Ich hatte das Gefühl jedoch vergessen.

Wo Heiko Schramm Schmerz und Verzweiflung sieht, sehe ich Schönheit ohne Vorbedingung, unendliche Boshaftigkeit und flirrende Luft und das Wissen um das Leben, so an sich, um mit einer dreschenden Phrase zu schließen..“

 

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Buch J.K. Rowling Rezensionen The Casual Vacancy

No Future?

„..Bam! Bam! Bam! prasselten die negativen Rezensionen über J. K. Rowling herein. Aber ein Roman, der die Beschreibung einer Kleinstadt und ihrer Bewohner in der heutigen kapitalistischen nordeuropäischen Gesellschaft zum Thema hat – wie magisch darf’s denn sein? ..“

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Buch Eduardo Arroyo Panama - Das Leben des Boxers Al Brown Rezensionen

Federgewicht

„… Bevor ein Boxer mit bis zu 60 kg dem Leichtgewicht zugeordnet wird und dann die Spannen größer als 3 kg werden, kämpfen sie als Halbfliegen-, Fliegen-, Bantam- und Federgewichte.

Sehr gering scheinen diese Unterschiede. Sie sind jedoch, um trotz der Beschränkungen, die ein Sport mit all seinen Regeln aufstellt, absolut notwendig, um zwischen den Kämpfern so etwas wie gleiche Ausgangsvoraussetzungen zu schaffen. Kraft ist Masse mal Beschleunigung. Und so sehr man der Beschleunigung seiner Schläge arbeiten kann, Reichweite und Körpergröße sind nicht veränderbar und bestimmen Kampfstil und Erfolg..

Wer je das Vergnügen hatte, einen dieser Kämpfe zu sehen, wird die Lobpreisungen des Schwergewichts nicht mehr nachvollziehen können. Um wieviel spannender und schneller sind die Kämpfe der unteren Gewichtsklassen, die häufig durch fast zart wirkende Männer bestritten werden!…“

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Buchreihe Jack Reacher Series Lee Child Rezensionen

Sommerobsession

„Stoischen Gemütes spricht er fast nie und bleibt fast immer ruhig, außer wenn er seine heldischen Nahkampffähigkeiten einsetzen muss, allerdings verabscheut er den Kampf mit Messern. Der Kampf gegen mehrere Gegner ist nie ein Problem. Er trinkt seinen Kaffee schwarz und ist von Mathematik und Bluesmusik fasziniert, und er weiß immer, wie spät es ist, ohne jemals eine Uhr zu konsultieren. Körperliche Gewalt wird in epischen Ausmaßen ausgeübt, die Opfer sind abscheulichste Charaktere. „

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Buch Don WInslow Savages

Verarscht.

Diese Wette habe ich gewonnen. Da es um nichts ging, habe ich nur laut gelacht, als ich zur letzten Seite des Buches kam, und um ehrlich zu sein, ich kam mir auch ein bisschen verarscht vor:

Denn da stand: „Ich danke meinem Freund Oliver Stone.“
Das erklärte sehr viel: Warum ich mich bei der Lektüre die ganze Zeit gefragt hatte, warum mir ein Drehbuch als Literatur angedreht worden war; warum ausnahmslos alle Charaktere bewußt „schräg“ und pittoresk und dabei eindimensional angelegt waren; warum auf einmal Don Winslows sonst so geschätzter Stil mit augenöffnenden nebenher laufenden und superb recherchierten Erklärungen zur Geschichte klischeetriefenden aber actiontrunkenen Handlungssträngen gewichen waren. Es hätte mir überhaupt nichts ausgemacht, ein Drehbuch zu lesen – ich schaue auf dem Klo auch gerne Kataloge an. Aber da stehts vorn drauf, hier wird es eben erst zum Schluss ehrlich..

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Buch Paris Trout Pete Dexter Rezensionen

Sie schulden mir Geld, also darf ich sie erschießen.

..Zeitlich ist „Paris Trout“ kurz nach dem Ende des Koreakrieges angesiedelt. Indem dies aber nur angedeutet wird, erreicht Pete Dexters Erzählung eine seltsam aus der Zeit gefallene Wirkung und erscheint als Parabel für andere Zeiten, andere Orte…“

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22/11/63 Buch Komplette Sendung Rezensionen Stephen King

Eine Wundertüte

…Auch wenn 11/22/1963 phantastische Elemente enthält, ist es ein Roman, der sich mit realen Ereignissen, Personen und gesellschaftlichen Fragen auseinandersetzt.
Für die Recherchen zum Buch traft sich Stephen King unter anderem mit Doris Kearne Goodwin, die als Assistentin von Lyndon B. Johnson gearbeitet hatte. Von ihr stammen einige der furchteinflößendsten Dystopien, die ohne die Ermordung von John F. Kennedy hätten eintreten können. Gleichzeitig ermöglichten die genauen Recherchen nach den Lebensbedingungen und -umständen Stephen King ein äußerst genaues Bild der Vergangenheit, in dem durch unzählige Details vergangene Jahre plastisch werden. Stephen King ist dabei weit entfernt von Nostalgie. Auch wenn sich für die weiße Mittelschicht die Lebensbedingungen kontinuierlich verbesserten – der allgegenwärtige Rassismus, Bigotterie, Kleingeist und Gewalt gegen Frauen werden ebenso gezeigt. Wonach Stephen King sucht ist die Antwort auf die Frage, wie weit jede und jeder Verantwortung für den Verlauf der Geschichte trägt, und in welchem Maße persönliches Glück vor dem Ringen um eine gerechte Gesellschaft für alle stehen kann oder überhaupt darf…

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Buch Otherland Rezensionen Tad Williams

Die Realität ist virtuell

..Den einzelnen Kapiteln sind jeweils kaleidoskopartige Nachrichten vorangestellt, die über fiktive kulturelle, politische oder gesellschaftliche Ereignisse berichten. Diese Vorworte stehen mit der Handlung von “Otherland” nicht im direkten Zusammenhang, zeigen aber schlaglichartig verschiedene Facetten der Kultur, wie sie sich Tad Williams für die Mitte des 21. Jahrhunderts vorstellt. Oft erscheinen diese Nachrichten absurd, manchmal jedoch erschreckend real..

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Buch Jon Ronson Rezensionen The Psychopath Test - A Journey Through the Madness Industry

Wahnsinn!

„Es gibt keinen Beweis dafür, dass wir auf diesem Planeten sind, um besonders glücklich oder besonders normal zu sein. Und es spricht viel dafür, dass unser Unglück und unsere Abweichungen, unsere Ängste und Zwänge, also die am wenigsten geschätzten Teile unserer Persönlichkeit uns dazu bringen, eher interessante Dinge zu tun.“

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A. J. Liebling Buch Rezensionen Tom Vogel

Blumenkohlohren durch Pugilismus

… A. J. Liebling beschreibt Boxen als fortlaufende Geschichte von Generationen, in denen Männer, die miteinander kämpfen, Geschichte direkt weitergeben, und er, der selbst den Boxkampf in seiner Jugend praktiziert hat, nennt es ein – Zitat – „erregendes Gefühl, vom frühviktorianischen Zeitalter nur durch eine Serie von Schlägen auf die Nase getrennt zu sein.“ – Zitat Ende …

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A Christmas Blizzard Buch Garrison Keillor Hörbuch Rezensionen

Superhero #1

„…Wenn die Radioshow nicht an ihrem Stammplatz, dem Fitzgerald Theatre in St. Paul, der Hauptstadt von Minnesota, aufgezeichnet wird, geht sie auf Tour, und findet dann an uns so wundersam erscheinenden Orten wie z. B. der Landwirtschaftsmesse in Michigan statt. Zitat: „Wir touren mit der Show, weil ein Schriftsteller herauskommen und Sachen entdecken muss.“ Dort verkostet Garrison Keillor Rhabarberkuchen und besichtigt Rinder. Er macht sich über die Landbevölkerung lustig, und überraschenderweise lachen sie mit ihm gemeinsam…“

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Buch Nigel Slater Real Fast Food Rezensionen

Superhero #2

„…Letztens wollte ich dies dann ändern und musste feststellen, dass meine Miniküche überhaupt keinen Lagerraum für Lebensmittel hatte und mein Minikühlfach nur eine Wodkaflasche, die ich für Gäste bereithalte, fassen kann. Ich kaufte also ein kleines Regal und einen Kühlwürfel, um mir permanente Supermarktbesuche zu sparen. Und dann bekam ich ein Kochbuch geschenkt, dessen Inhalt und Autoren ich nicht genügend lobpreisen kann.  Nigel Slater, Verfasser diverser preisgekrönter Kochbücher und einer wöchentlichen Kolumne für den britischen Observer, versteht mich. Nie hat mich ein Buch persönlicher angesprochen, auch wenn ich – wie alle Menschen – gelegentlich zur Identifikation mit den Protagonisten dicker Romane neige!…“