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Komplette Sendung Rezensionen

Sternenklare Sommernächte

Auch Rezensenten, denen mit dem Buch vorm Kamin der Winter nicht so viel zu schaffen machen sollte wie spargeldünnen Langlaufzealoten, geht die kalte Dunkelheit gelegentlich gehörig auf den Keks.

Um so verwunderlicher, dass dem Verfasser des Aufmachers für die aktuelle Studio B Sendung erst justament beim Schreiben dieser Zeilen auffällt, dass alle drei besprochenen Bücher zu großen Teilen in schweißtreibenden Jahreszeiten und Gegenden spielen. Das spricht wohl deutlich für die inhaltlichen Fesselungskünste der Werke, die da wären:

The Summer Without Men von Siri Hustvedt:  Irmgard Lumpini ist ob des auf billigstem Papier gedruckten Paperbacks der englischen Ausgabe von Siri Hustvedts neuem Roman „The Summer Without Men“ gerührt: die älteste Geschichte des Patriarchats (Mann verläßt Ehefrau nach 30 Jahren für eine Jüngere) wird mit Poesie, seltsamen Briefwechseln, einem pornographischen Tagebuch, Wissenschaftsgeschichtskritik, unzähligen Frauen jeder Generation und einer Vorläuferin der Stitch’n’Bitch Bewegung intim und hinreißend erzählt.

Spin von Robert Charles Wilson: Offiziell ein Science Fiction Roman und passend auch mit einer grandiosen, fantastischen Idee gesegnet – aber trotzdem viel mehr als das.

und

Die Lügen des Locke Lamora von Scott Lynch: Ein gerissener Roman über gerissene Betrüger in einer Fantasywelt irgendwo zwischen Venedig und Alchemistan

Viel Vergnügen wünschen

Irmgard Lumpini und Herr Falschgold

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Aufmacher Komplette Sendung Rezensionen

Buchgeschenkt!

Wie jedes Jahr im Dezember wird aus „Studio B – Lobpreisung und Verriss“ das letzte beschreibende Substantiv gestrichen und ausschliesslich empfehlenswertes Lesewerk den weihnachtgeschenkpanischen Hörerinnen und Hörern an’s Herz gelegt, auf dass diese es Freund und Feind unter den Weihnachtbaumen amazonieren.

Irmgard Lumpini übernahm in diesem Jahr die Rolle der anspruchsvollen Rezensentin und Herr Falschgold empfahl dazu Gut-Triviales:

Don Delillo – Mao II.

Thoms Pynchon – Vineland

Egon Nehuhaus – Spinnewipp: Autobiographischer Roman

Uwe Johnson – Jahrestage: Aus dem Leben von Gesine Cresspahl. Einbändige Ausgabe (suhrkamp taschenbuch)

Philip K. Dick – Flow, My Tears, the Policeman Said (S.F. Masterworks)

Joachim Ringelnatz – Kinder-Verwirr-Buch

Lee Child – Größenwahn: Ein Jack-Reacher-Roman

Richard Dawkins – Die Schöpfungslüge: Warum Darwin recht hat

Ken Follet – Die Säulen der Erde: Das WDR Hörspiel. Hörspiel

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Allgemein Buch Daemon Daniel Suarez Freedom(TM) Jeff Gurner Rezensionen

Leveling Up

Er hat seinen Gibson und seinen Stephenson gelesen, aber auch seinen Lee Child und Michael Connelly, er hört, vermuten wir mal, die Podcasts NO AGENDA und „The Giant Bombcast“ und entwickelt vor unseren Augen eine Story in und eine Vision von unserer vernetzten Gegenwart und nahen Zukunft, wie sie plausibler von noch niemandem geschrieben wurde – auch wenn William Gibson, zuletzt mit Spook Country, schon nahe dran war.
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Buch Komplette Sendung Rezensionen

Rubel rollt!

Wir im Studio B sind, was die gerade stattfindende Frankfurter Buchmesse betrifft, ein wenig behindert. Inhaltlich sind wir im letzten Jahr der Frische, Innovation und viefaeltigen Unmiefigkeit amerikanischen Literatur soweit verfallen, dass zumindest ein Teil der Redaktion zur Zeit einfach kein deutsches Buch anfassen mag.  Nicht der beste Anreiz zum Besuch der groessten Deutschen Buchmesse. Aber selbst wenn man diese als die groesste Buchmesse der Welt sieht, was sie laut buchmessenmarketinggepflegte Wikipedieintrag ist, und man die auch in diesem Jahr wieder aufkommende und anlaesslich der Amazon-Kindle Verkaufszahlen nicht alberne sondern absurde „Isch les dor ni am PC“ E-Bookdiksussion ausblenden koennte, sind wir froh dass wir nicht zu einer Verkaufsschau muessen. Wir sind hier naemlich nicht auf Arbeit. Dass uns, uebrigens Jahr fuer Jahr, dieser Weg erspart bleibt und das Studio B Publikum dennoch von einigen deutschsprachigen Fundstuecken erfaehrt, verdanken wir auch diesmal wieder dem Verband Freier Radios Oesterreich und dem von ihm kooperiertem Literadio. Literadio ist einerseits ein Archiv für Aufnahmen von AutorInnen-Lesungen, Buchpräsentationen von Verlagen, Literaturdiskussionen und Literaturveranstaltungen und bietet andererseits Live Radioprogramm von speziellen Literaturevents via Internet und in Kooperation mit besagtem Verband Freier Radios Österreich auch On Air.
In diesem Jahr war Literadio also wieder anstatt unser auf der Frankfurter Buchmesse vertreten, wo sie Autor_innengespräche führten und Lesungen und Performances eine Bühne boten. In der folgenden Stunde sind Ausschnitte von diesen Veranstaltungen zu hören.
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Aufmacher Komplette Sendung

Nur Verbrechen macht die Welt gerecht.

Der Verbrecherverlag. Berlin wird 15. Wir feiern kräftig mit, denn, was es ohne den Verbrecherverlag nicht gäbe:

  • welterklärende Anthologien wie „Das Buch vom Trinken“ und „Das Buch vom Klauen“ oder Städtebücher, die Lokalpatrioten erschrecken und stets die Ist-Zustände der vorgestellten Orte beschreiben, um schnell historisch zu werden
  • bösartig grandiose Romane von Gisela Elsner, die bisher nur im russischen erschienen wie „Heilig Blut“ oder im Nachlass entdeckt wurden wie „Otto der Großaktionär“
  • die großartigen Comics von Oliver Grajewski
  • den mit bisher 5 veröffentlichten Büchern noch längst nicht abgeschlossenen Versuch, das Werk Gigi Margwelaschwilis vollständig zu veröffentlichen
  • die superbe Filitreihe, die sich mit unterschiedlichsten filmtheoretischen Ansätzen und Literatur zu Film beschäftigt
  • eine Werkschau von Rudolf Lorenzen
  • Neuauflagen von Irmtraut Morgner
  • einen neuen Gedichtband von Georg Kreisler…

Deshalb führten wir ein Interview mit einem der Gründer des Verlages, Herrn Sundermeier, einer Interviewsau vor dem Herrn.

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#noaudio Aufmacher

Ab in die Sommerfrische!

In unserer alljährlichen Studio B Summer Special Edition schauen wir zurueck auf die Rezensionen aus unserem Archiv  und bringen Euch nochmal die von uns selbst ernannten Highlights unter den Lobpreisungen und den Verissen und empfehlen Euch gleichzeitig folgende Sommerlektüre:

Charles Willeford: Wie wir heute sterben
Das Buch vom Trinken
Josh Bazel: Beat the Reaper
und America America von Ethan Canin

Viel Vergnügen beim nochmals hören, neue Rezensionen gibt es wieder am 12. August – und nun aber schnell zur Datscha!

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Buch Innocent Ms. Stark Scott Turow

Unschuldig!

..Denn der Roman unterscheidet sich von der amerikanischen Krimidutzendware, die – nur zur Erinnerung – ihrer deutschen Entsprechung immer noch vorzuziehen ist, in wichtigen Details.
Da wäre zunächst der Autor, Scott Turow, der die Schreiberei nur im Nebenberuf betreibt, oder sagen wir genauer, die Schriftstellerei, denn als Strafverteidiger in Chicago schreibt er beruflich, narativ und klar für ein deutlich kritischeres Publikum als den bräsigen Urlauber am Strand. Von seinen Stories, gewoben aus Aussagen, Beweisen und Indizien hängt normalerweise ab, ob 12 Geschworene seinen Mandanten in eine Zelle schicken oder zurück in die Freiheit..

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Bela B Buch Das Handbuch - Der schnelle Weg zum Nr. 1 Hit Ebook Hörbuch The KLF

Eine Scheibe Cervelat, Bitte, Herr Raab!

..Was in Oslo bejubelt und bepunktet wurde war in der Auslage der Metzgerei Raab ein prallrosa Stueck Popschweinelende, fein gemasert und ohne jeden Makel und nur Innungskollegen der Musikverwurstenden Industrie wussten, dass es sich um Dänisches Frühstuücksfleisch in Schweinefiletform handelt..

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Aufmacher Komplette Sendung

You can win it all!

In der heutigen Sendung setzt Frau Lumpini ihre Rezension von „When Everything Changed: The Amazing Journey of American Women from 1960 to the Present“  fort und schwärmt weiter von Gail Collins neuem Standardwerk über die Emanzipation der us-amerikanischen Frauen im 20. Jahrhundert.

Vor 20 Jahren spielte ein recht junger Harrison Ford die Hauptrolle des Richters Rusty Sabich in „Aus Mangel an Beweisen“. Das dem Film zugrunde liegende Buch von Scott Turow, „Presumed Innocent“, findet jetzt, zwei Jahrzente später seine Fortsetzung in „Innocent“ und Herr Falschgold ist angetan.

Unsere Dies-und-Das-Rubrik „Was wir sonst noch lesen“ kommt um zwei Ereignisse der Weltgeschichte nicht herum: dernTriumph von uns Lena beim Grand Prix Eurovision de la Chanson und die Fussball-WM ab morgen in Südafrika. Musikalische und fussballerische Grundlagenwerke werden vorgestellt.

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Allgemein Buch Payback Rezensionen You Are Not a Gadget: A Manifesto

Fearbook

„…Die Facebookdebatte – Sie kocht und kocht, Manifeste, Aufrufe, gar Gesetze zum Schutz der heiligen Privatsphäre werden geschrieben und was macht der Facebookuser? Er updatet seinen Status als waere nichts geschehen. Frechheit!

Der Ganzen Debatte liegt die Prämisse zugrunde, dass Informationen über mich selbst so wertvoll sind, wie mein materielles Eigentum, und damit qua bürgerlicher Gesetzgebung ebenso schützenswert.

Abgesehen davon, dass wir uns angeblich bei jedem Facebookprofilzugriff eines Fremden benehmen wie aufgescheuchte Urwaldbewohner, die glauben, der Mann mit der Kamera raube ihnen die Seele, gibt es drei ernsthafte Argumente, die der Hysterie entgegenzuhalten wären…“

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Allgemein Buch Irmgard Lumpini Rezensionen Sitting Küchenbull: Gepfefferte Erinnerungen eines Kochs Vincent Klink

Häuptling vom Stamm der Köche

„…Denn der professionelle Koch ist oft näher am Psychopathen als andere Berufsgruppen, begründet in der ihm eigenen Arbeitszeit und dem sich daraus ergebenden Mangel an Kontakten zu Menschen aus Fleisch und Blut, denn Köche funktionieren, anders als wir, auf Basis von Cholesterin und Alkohol. Wer je das böse Grinsen eines Johann Lafer beim Präsentieren von Metbrötchen sehen musste, dessen Zubereitung er dem Fernsehpublikum 10 Minuten lang erklärt hatte, wird den Schreck nie wieder los…“

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Alexandre Dumas Buch Das große Wörterbuch der Kochkunst Rezensionen Therese Dennhardt

Fettammern, Rotkehlchen und gefüllter Kalbskopf

… Eine weitere Hürde für text2pot-Kocher wie den dementen Rezeptsklaven Biolek ist die durchgängig verwendete „gefühlte Mengenangabe“. Es wechseln wild exakte Angaben wie „125g Butter“ mit wagen „7 Kalbskoteletts“.

Diese werden übrigens nachdem sie in der Butter angebraten wurden, mit zwei Esslöffeln Bratenfond einige Minuten gekocht, dabei immer wieder  auf den Pfannenboden gedrückt, dass sie den Fond aufsaugen. Das nennt man ein glaciertes Kalbskotelett, bzw. deren 7 und entspricht einfach nicht dem was wir hier und heute so essen…

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Harry Rowohlt Lesung Rezensionen

Wir wollen Bass! Bass!

„..Versehen mit überdimensionaler Selbstiroinie begeistert er die 10 Prozent der Deutschen, die diese Eigenschaft kennen, seit Jahren mit Büchern, Kolumnen und Übersetzungen aus dem englischen, irischen und amerikanischen. Er wurde geschlagen mit dem schweren Los des den Nachlass ausschlagenden Renommeeverlagserben, dem Zuzug einer seltenen Nervenkrankheit, die ausgerechnet Harry Rowohlt, der Lesungen unter dem Motto „Schausaufen mit Betonung“ abhielt, zum Fast-Abstinenzler macht und erlegte sich selbst Geiseln auf wie einer regelmäßigen Rolle in der Lindenstrasse…“

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Lesung Wiglaf Droste (Vorleser)

Genussfähiger Sprachblockwart

„..Man muss vermuten, dass zwischen Autor und Publikum eine sprachkatalysierte unheilige Reaktion aus des Sendenden oft den Hauch zu populistischer Pointen und der Empfangenden ansozialisierten unterdrückten Spießigkeit entsteht, mit der man – Physik – leben muss, die dem Werk des Autors aber doch irgendwie ungerecht wird.

Denn Droste versteht viel vom „Besser Leben“ und gibt lobenswerterweise nicht auf, weder nach 40 Bänden kulinarischer Kampfschrift „Häuptling eigener Herd“, in dieser Sendung schon lobend besprochen, noch wenn er fast jeden Deutschen Landstrich einmal gegeiselt hat und dennoch weder an Essverhalten, Lebesmittelproduktion oder deutschem Wesen etwas genest…“
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Aufmacher Komplette Sendung

Das Herz ist ein reisender Sprayer!

..jaja, es ist nicht immer einfach eine Studio B Sendung zu überschreiben.

In dieser Sendung:

Reichlich fünfzig Jahre nachdem der in der letzten Sendung vorgestellte Robert Frank die USA bereist und photographiert hat, machte sich ein weiterer Ausländer auf, sich ein Bild zu machen: Stephen Fry, englischer Schauspieler und Schriftsteller besuchte im Auftrag der BBC die USA auf eine sehr gründliche Art und Weise: er stattete jedem Bundesstaat einen  Besuch ab – und schrieb darüber ein sehr anregendes und brillant bebildertes Buch: „Stephen Fry in America“ – Herr Falschgold stellt es vor.

Carson McCullers „Das Herz ist ein einsamer Jäger“, wurde erstmals 1940 unter dem Titel „The Heart is a Lonely Hunter“ veröffentlicht. Der Titel des Buches gehört wie der Name des Stückes „Blick zurück im Zorn“ – „Look back in Anger“ von John Osborne zu den geflügelten Worten, die oft in leichten Variationen oder Negationen als Liedtitel, Bildunterschrift oder Zeitungsüberschrift herhalten müssen, ohne dass noch ein wirklicher Bezug zum Original besteht. Irmgard Lumpini ändert dies mit der heutigen Rezension für unserer Hörerinnen und Hörer.

Endlich mal wieder ein Verriß, ein leichter dazu! Zu ungeschickt stellt sich die Polizei beim Versuch an, die eigene Ermittlungsarbeit auf besorgte Eltern abzuwälzen, damit die sich – sollten sie denn den Vorschlägen unserer Freunde und Helfer folgen, nur zum Obst machen können. Das Vehikel hierfür ist ein Faltblatt der Polizer Sachsen: Vom Zeichner zum Straftaeter – eine kostspielige Entwicklung. Frau Lumpini berichtet.

Dazu informiert Herr Falschgold kurz über einen „Letter from Dresden“ im New Yorker und empfiehlt eine Website, die seiner boshaften Art entspricht.

Wie immer viel Freude wünschen

Irmgard Lumpini & Herr Falschgold

 

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Allgemein Buch Rezensionen Stephen Fry Stephen Fry in America

Splendid!

„..Die USA sind als Land mit cosmopolitanschlürfenden NewYork-, Miami-, LA-Grossstädtern und tabakkauenden Farmbesitzern in Liberty, Kentucky, mit Elchen das Fell abziehenden weissen Republikanerinnen aus Alaska und  professoralen demokratischen Präsidenten mit Wurzeln in Hawaii und Kenia, mit Ost und Westküstenrappern, Tabaklobby und Rauchverboten, schwer als Einheit zu greifen. Liest man jedoch den Namen des betrachteten Objektes, „Die Vereinigten Staaten von Amerika“  noch einmal ganz langsam, kommt einem selber der Gedanke wie ihn Stephen Fry vor Antritt seiner Reise hatte: diesem Land gerecht zu werden – indem er jedem seiner fünfzig Entitäten separat und vollaufmerksam einen Besuch abstattet und jedem der fünfzig Staaten ein wenig Quality Time zugesteht..“

Aus der BBC Dokumentation:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=tXk8b3UcorU[/youtube]